Kommunikation und Herausforderungen in der Praxis Teil1
Fehlkommunikation gehört sicherlich zu einem der größten „Pitfalls“ in einem Unternehmen. Das ist bei uns in den Praxen leider ganz genauso. Eine echt schlimme Sache, der eine weiß nicht mehr, was gesagt wurde, und der Dritte hat es sowieso ganz anders verstanden... geht mir ja auch so. Nach drei Monaten weiß ich nicht mehr, was gesprochen wurde. Mit 35 Mitarbeitern und 3 Standorten kommt das natürlich häufiger vor.
Diese Fehlabsprachen können dann auch echt problematisch werden. Da wurde doch bei uns in letzter Zeit manches an den Alltagsabläufen geändert, einfach so, weil von den Mitarbeitern etwas aufgeschnappt wurde, ohne weiter nachzuhaken.
Und dann hatten wir den Salat. Schlechte Absprachen, Unsicherheiten, Terminverschiebungen. Halt mehr Arbeit. Und manche Patienten, die auf einmal zwei Termine hatten oder keinen mehr.
Ich selber war zu der Zeit im Urlaub und habe das erst im Nachhinein erfahren, quasi am Küchentisch bei einer kleinen Teambesprechung. Habe mich tüchtig aufgeregt, weil wir ja viel Zeit reinsetzen, um alle Abläufe schlank und einfach zu machen... ist sonst gar nicht meine Art, weil ich immer sage: „Wir sind alle erwachsene Leute...“ Aber in dem Fall...
Nun, alles wieder zurückgedreht... aber das Nacharbeiten, woher der Fehler eigentlich kam, hat mich Stunden gekostet und es gab... einige betretene Gesichter.
Bis Wochenmitte dann einige grobe Fehlabsprachen gefunden, und langsam geht mir das an die Substanz. Das sprengt einem ja den ganzen Laden auseinander. Im schlimmsten Falle fühlt sich jemand falsch behandelt, weil die Voraussetzungen vollkommen unterschiedlich aufgenommen wurden. Gerade Urlaube sind da so ein großes Thema. Aber auch einfach Aufgaben, die nicht genau angegeben wurden und damit zum Schluss gar nicht gemacht wurden.
Wie machen das nur andere? Und was machen wir daraus... ist ja auch nicht neu das Thema.
Weitere Gespräche, Neuausrichtungen, so geht das nicht auf Dauer weiter. Wir haben in dieser einen Woche Ansagen von vor zwei Jahren aufgearbeitet, ein Wildwuchs von dem, was verstanden wurde und was daraus gemacht wurde.
Wenn das in einem großen Unternehmen geschieht, na, dann weiß ich, warum die immer mal in den Nachrichten kommen.
Haben im Großen und Ganzen aber viele gute Lösungen gefunden und manchmal müssen die Kollegen für ihren Vorteil in diesem Jahr dann halt einfach im nächsten Jahr zurückstecken.
Wir machen auf jeden Fall jetzt alle Anweisungen nur noch schriftlich. Schwarzes Brett, Messenger, direkte Mailansprachen... dann halt auf diesem Weg... Gespräche werden dokumentiert, Lösungen festgehalten und nur noch das Tages-, maximal Wochengeschäft läuft noch so durch.
Dauert zwar länger, ist aber echt sicherer und man kann immer wieder darauf zurückgreifen.
Leider verbringen wir Chefs und die Leitungsriege dementsprechend dann immer mehr Zeit im Papier, was auch ziemlich nervt. Ist aber anders nicht möglich und es ist ja auch wichtig, dass sich jeder Mitarbeiter auf uns verlassen kann.
Ist nur deshalb besonders bitter, weil gerade die erfahrenen Ärzte unbedingt an die Patienten gehören...
40 % Verwaltung pro Arzt, gerade wieder im Ärzteblatt veröffentlicht... Das muss man sich mal vorstellen. Von 10 Stunden Arztzeit sind 4 Stunden Papier und Organisation... Ich kann das für mich dann auch wirklich bestätigen... und ich denke, Fr. Dr. Fazekas wird es genauso gehen.
Für unsere anderen Kolleginnen und Kollegen in der Praxis gilt das nicht, glücklicherweise. Wir konnten das hier deutlich besser organisieren... Überwiegend Sprechstunde, noch Telefonate, ggf. noch Post durchsehen. Und dann... ab nach Hause...
Damit sind wir vermutlich unter 10 % Verwaltungsaufwand. Sogar unsere Schriftanfragen werden nur noch stichpunktartig vermerkt und dann von den MFAs ausgearbeitet. Da bin ich eigentlich ganz stolz drauf... da können die Familienmamas am Mittag zu ihren Kindern und es gibt keine Probleme mit Betreuung, Kindergarten oder Schule.
Ich glaube aber, dass das nicht selbstverständlich ist. Unser örtliches Krankenhaus z.B. hat seine Sekretärinnen entlassen, hier schreiben die Ärzte ihre Briefe dann selber. Macht sicher viele Überstunden und warum dann Medizin studieren? Was für ein Schwachsinn... in meinen Augen. Selbst mit Spracherkennung wird die teuerste Kraft im System mit Routinetätigkeiten verstopft...
Naja, müssen die ja selber wissen, kann aber eigentlich gar nicht gut ausgehen... Die Kollegen klagen demnach auch arg und zwar auf allen mir bekannten Hierarchiestufen.
Ich würde dort jedem leitenden Kollegen eine Sekretärin an die Füße binden zum Mitschreiben, dass der oder die Kollege/in nur noch Patienten behandeln kann. Wäre wichtig für die Ambulanzen, Stationen und um Folgeaufträge wie Operationen zu bekommen.
Auch Altverträge mit Schwestern sind schon vor Jahren aufgekündigt worden... die Stationen werden teils nicht mehr gefüllt, und auch schon Stilllegungen sind berichtet worden, weil kein Personal...
Die Direktionen wissen immer, wie es läuft, sogar besser als die Mitarbeiter selber... na dann wünschen wir ja mal eine gute Hand.
Ich schaue dem jetzt ja schon so 12 Jahre zu, mit wechselnden Direktoren, allerdings ohne, dass die Patientenversorgung und Entlassung wirklich einen für mich sichtbaren Schritt nach vorne gemacht hätte. Was aber nicht an den Mitarbeitern liegt. Die versuchen wirklich alle, ihr Bestes zu geben...
Jetzt gibt es ja auch eine Direktion für den ambulanten Bereich. Allerdings keine Ärzte mehr, die in den Praxen arbeiten. Zumindest hausärztlich nicht. Das andere bekomme ich nur so am Rande mit... Deshalb wundere ich mich aber, dass in der Zeitung mal wieder über eine geplante Praxisaufnahme durch das KH in den neuen Räumlichkeiten einer Gemeinde berichtet wird. Da sind meine Infos ganz anders.
Das sind schon echte Zauberer... nach den Kündigungswellen der letzten Monate dürfte eigentlich kaum noch ein Arzt übrig sein. Zumindest nicht für die allgemeinärztliche Versorgung. Das geht einfach nicht mit einem Urologen.
Ob die da wirklich noch was hinkriegen? Für die Menschen auf dem Land wäre es ja wirklich zu wünschen. Und in der Außendarstellung ist wie immer alles toll... nun, da sind wir mal gespannt.
Unser Arbeiten ist da anders, viel familiärer und planbarer. Aber wir machen ja auch tatsächlich... nur... Praxisbetrieb. Das ist natürlich nicht vergleichbar mit einem ganzen Krankenhaus.
Unsere Mitarbeiter hier sind wirklich motiviert und denken auch häufig gut mit... vielleicht wissen sie instinktiv, dass es woanders echt schlechter laufen könnte.
Guter Lohn für Ärzte und MFAs, persönliche Ansprache, spannendes Miteinander und geregelte Zeiten. Gerade die Leute, die aus einem Krankenhaus kommen, wissen das echt zu schätzen. Und für unsere Patienten haben wir überwiegend 20-Minuten-Termine... für Kleinigkeiten freilich weniger. Das ist nicht selbstverständlich. Muss man sich nur mal umschauen.
"Arztgerechte Haltung" hat mal eine Oberärztin aus meiner Krankenhauszeit gesagt, und es ist mir geblieben... was sich ein bisschen wie eine Formulierung aus dem Tierschutz anhört, ist für uns hier aber auch wirklich wichtig... und gilt selbstverständlich auch für unsere MFAs.
Bei mir sind es freilich meist 12-Stunden-Tage... kenne das fast nicht anders. Muss da aber auch aufpassen, länger wird schwierig, wegen Blutdruck und roter Karte von meiner Frau. Zweites ist dann auch schlimmer als Ersteres... und Durchhalten muss man das Ganze ja auch...
Das Gute ist, ich bin echt ein früher Vogel. 5 Uhr ist meine Zeit... und dann bin ich schon bald am Start, arbeite auf, was da liegt und plane den Tag und die Woche. Komme dann meist noch im Hellen heim und am Morgen vermisst mich eh keiner.
Bin damit aber gar nicht alleine, eine von unseren jungen Familienmamas z.B. steht immer um 4:30 Uhr auf, regelmäßig. Der Mann ist viel unterwegs und sie managt die Familie alleine... und immer gut drauf... finde ich toll... Respekt.
Arbeitsschutzgesetze gelten übrigens nur für Arbeitnehmer... nicht für Arbeitgeber... geht meinem Steuerberater aber genauso, der schrieb mir letztens eine Mail um 22:00 Uhr abends und unser IT-ler macht das regelmäßig, meist sogar bis 1:30 in der Nacht. Beide sind aber um 8 Uhr wieder am Start.
Mir kommt der Vorschlag der jungen Grünen in den Sinn mit 30 Stunden Wochenarbeitszeit bei voller Lohnfortzahlung... Hatte mich da erst mal drüber aufgeregt... jetzt muss ich fast lachen und ich glaube, die haben erstmal keine Bühne mehr...
Tatsache ist, wenn wir das umsetzen würden, dann würde hier innerhalb von Tagen so ziemlich alles zusammenkrachen.
Und ich denke mir nur... wer sagt euch lustigen Politikern eigentlich mal, dass die „res publica“, die Sache des Volkes, so nicht funktioniert... das ist Halbtags... dann gibt es auch nur die Hälfte dafür...
Deshalb machen die halt Politik... und wir eben andere Sachen.
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